Wandern mit Geschichte /Hügelgräber im Quellholz

Hügelgräber - eine Wanderung im Quellholz

Doberan hat einiges mehr zu bieten als das Münster. Das zu zeigen ist ein Anliegen unseres Blogs Doberaner Blickwinkel. Eine Wanderung durch das "Quellholz" ist nicht nur schön und entspannend, es gibt auch Geschichtliches zu entdecken.

Eine wunderbare Route für eine kleine Wanderung (je nach Route ca. 30 - 70 Min.) ist die Wanderung im Waldgebiet Stadtwald/Quellholz/Eickhäge, als Rundwanderung vom Startpunkt Parkplatz des Krankenhauses.

Die mecklenburgische Landschaft ist eine Hinterlassenschaft der letzten Eiszeit und als Jungmoränenlandschaft geprägt von Hügeln, Seen und Kleingewässern. Einen kleinen Eindruck davon kann man im Quellholz gewinnen, durch den sich der Glashäger Bach schlängelt.

Wir empfehlen die Wanderung bei den Hügelgräbern zu beginnen. Die Hügelgräber befinden sich direkt gegenüber vom Krankenhaus. Dort lässt sich ein Fahrzeug parken, wobei der Parkplatz natürlich in erster Linie für die Angestellten und Patienten gedacht ist.

Der Weg führt an mehreren Hügelgräbern vorbei, die auf den ersten Blick wie natürliche Hügel aussehen. Sie stammen aus der (europäischen) Bronzezeit und sind bis zu 3700 Jahre alt. Damit stellen sie ein wertvolles Stück Kulturgeschichte dar - nicht zuletzt auch für die Bestattung in Wäldern - das man sich gut erwandern kann. 

Leider sind die Hinweisschilder zu den Hügelgräbern nicht im allerbesten Zustand. Im Jahr 2018 soll sich hier einiges tun. Ich werde das noch genauer recherchieren und dann hier posten.

Hügelgrab im Herbst

In zwei der nicht mehr erhaltenen Gräber wurden als Grabbeigaben eine Armspirale (in drei Bruchstücken), ein Griffzungenschwert (ohne Zunge) - in der nachfolgenden Abbildung unten links -, ein Griffangelschwert - in der Abbildung oben -, Keramikscherben und Reste eines Armringes - in der Mitte der Abbildung rechts - gefunden.

Quelle: Häußler, Volker: Die Hügelgräber am Glashäger Quellental bei Bad Doberan, S. 5

Ursprünglich befanden sich in den Hügeln Baumsärge in Form längs aufgespaltener Eichenstämme. Darin wurde der oder die Verstorbene in voller Tracht beigesetzt. Zur bei gegebenen Kleidung gehörten unter anderem Wollmützen, Unterkleider, Umhänge oder Röcke. Die Toten wurden in Fellen oder Wolltüchern beigesetzt. Zudem wurden ihnen (bronzene) Arbeitsgeräte, Waffen, Schmuck oder auch Klappstühle mitgegeben, so dass sich aus den Beigaben und der Größe des Grabes etwas über die Bedeutung und den Reichtum des oder der Bestatteten folgern lässt.

Zur Bronzezeit war die Bevölkerungsdichte auf dem Gebiet des heutigen  Mecklenburgs mit 3 - 5 Menschen je Quadratkilometer so gering wie heute bspw. in Australien oder Kanada. Dennoch herrschte auch damals nicht ständig Frieden, wie die Ausgrabungen im Tollensetal gezeigt haben (vgl. Schlachtfeld im Tollensetal).

In der Bronzezeit betrieben die Menschen in dieser Gegend vorweigend Ackerbau, wenn auch nicht klar ist, wie weit entwickelt er war. Es gab Haustiere wie Pferde, Rinder und Schweine, allerdings waren sie deutlich kleiner als heutige Rassen. Angegeben wird beispielsweise eine Widerristhöhe für Rinder von nur 1,00 m. Zum Vergleich: Die heute weit verbreiteten Schwarzbunten habe eine Widerresthöhe  1,38 m - 1,48 m - Bullen sind noch etwas größer. 

Zurück zur Wanderung:

Lässt man die Gräber rechts liegen und wandert den gut erkennbaren Weg entlang, kommt man zum Glashäger Bach nach ca. 20 Minuten. Derzeit ist die Brücke über den Bach nicht in bestem Zustand, aber noch begehbar.

Nachtrag: Inzwischen wurde die Brücke abgerissen. Es ist nicht mehr möglich den Bach hier trockenen Fußes zu überqueren. Kommt man vom Krankenhaus, führt - glücklicherweise - ein Weg rechts ab, der von hier aus vor dem Bach liegt.

Ehemalige Brücke - das Foto ist 18.01.2018 aufgenomme. worden.

Wann eine neue Brücke gebaut wird, steht noch nicht fest. Nach Auskunft von Frau van der Wal (Amt für Bauleitplanung/Umwelt der Stadt Bad Doberan) läuft die Ausschreibung bereits und noch 2018 - vielleicht im Sommer - gibt es eine neue Brücke. Im Zuge der Widmung dieses Waldes als Kur- und Heilwald (siehe unten) soll dann auch die andere Brücke erneuert werden. Es wird also noch etwas dauern, bis hier wieder "ordentlich" gewandert werden kann.

Die Wanderung ist nur zu empfehlen, wenn der Boden nicht vom Regen aufgeweicht ist - es wird ziemlich matschig. Wer das in Kauf nimmt oder mit Gummistiefeln wandert, wird mit einer wunderschönen, naturwüchsigen -Mischwald-Landschaft belohnt. 

etwas dramatischer, mit weniger warmen Licht

An der Brücke verzweigt sich der Weg: Wer die Brücke nach links überschreitet geht eine etwas längere Strecke, wer vor der Brücke rechts abbiegt wählt eine kürzere Strecke. Auf beiden Wegen kann man in die Stadt, zur Reha-Klinik und auch wieder zu den Hügelgräbern gelangen.

Hier sind einige herbstliche Impressionen der schönen Landschaft auf dem Rückweg zu den Hügelgräbern/Parkplatz Krankenhaus.

und dann wieder wärmeres Licht ;-)

13.11.2017 im Quellholz

13.11.2017 im Quellholz

Mit etwas Glück lassen sich auch Waldtiere beobachten, so wie diese Rehe, die wiederum den Fotografen beobachtet haben.

Aufnahme in der Dämmerung mit Teleobjektiv

Dieses Wildschwein kam plötzlich angelaufen, hat sich im Waldboden gesuhlt und ist dann offenbar eingeschlafen.

Ich bin dann vorbei, ohne es aufzuwecken ;-)

Viel Spaß beim Wandern!

Ihr r-dobre



Zum Weiterlesen:

- Kur- und Heilwald: https://www.regierung-mv.de/Aktuell/?id=125298&processor=processor.sa.pressemitteilung
- Stadt Bad Doberan Ämter: http://bad-doberan-heiligendamm.de/buergerservice/behoerdenfuehrer.html
- Eine Liste der Hügelgräber findet sich bei Wikipedia:
- Zu den erwähnten Grabbeigaben: Der Artikel von Herr Häußler ist zu finden in: Information für Bodendenkmalpfleger in Westmecklenburg, 1993 H 33, S. 3-15
- Ein sehr empfehlenswertes Buch für alle, die sich mehr über die Bronzezeit  in MV erfahren möchten, ist der Ausstellungskatalog "Mythos und Magie - Archäologische Schätze der Bronzezeit aus Mecklenburg Vorpommern" aus dem Jahr 2004. Diesem gut gestalteten Katalog habe ich einiges Wissenswertes zur Bronzezeit entnommen.