Füchse!

 

Nachdem ich im letzten Post bereits einige Fotos von einem Fuchs im Schnee machen durfte, hatte ich das große Glück den Fuchs bis zum Sommer begleiten und beobachten zu dürfen. Ich muss sagen, dass es eine interessante, angenehme und lehrreiche Erfahrung war. Hier noch ein Schnee-Foto:



Zunächst freut man sich schon, wenn man einen Fuchs sieht und ihn beobachten kann, ohne dass er einen beobachtet. Jetzt sind die sinnlichen Fähigkeiten der Füchse legendär, allerdings oft auch sehr übertrieben dargestellt. Wenn sie stimmen würden, dann würden in Deutschland nicht jedes 500.000 Füchse durch Jäger getötet werden, ohne dass ein Jäger auf der Jagdstrecke bleibt... ;-)


Hier 2 Fotos vom 10.04.2021:



Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein Fuchs das Zischen einer Colaflasche, die geöffnet wird, auf eine Entfernung von 100m hören und auch die Richtung bestimmen kann, aus der das Geräusch kommt. 

Hier ist ein Übersichtsfoto - ein Fuchs mit 2 Welpen und jeder Menge Wacholderdrosseln, die von den Füchsen keine große Notiz nahmen und auf der ganzen Wiese campiert haben. Umgekehrt nahmen die Füchse übrigens auch keine Notiz von den Drosseln. Allerdings müssen gerade die kleinen Füchse immer erst noch lernen, dass sie so einen Vogel nicht zu fangen bekommen. Ich habe das später, als die Welpen etwas größer waren, mit Elstern beobachtet. Die sind ja durchaus laut und auffällig, ein Welpe Fuchs hat aber kaum eine Chance sie zu fangen, wie er sie auch bei Rehen und ausgewachsenen Hasen nicht hat. Probiert hat er es trotzdem.

Hier etwas hineingezoomt, ohne die Drosseln (nur oben und unten je eine):



Ich war schon etwas entfernt und wollte die Mutter nicht verscheuchen, indem ich mich nähere. Ich habe mich an die alte Wildpark-Regel gehalten: Wenn das Tier sein verhalten ändert, bin ich zu nah. 
 

Und dann wurden die knuddeligen Kleinen peu à peu größer... Hier sieht der Eine der beiden fast aus wie ein Teddy ;-) 



Hier ist die Mutter noch einmal etwas größer.


Und hier in vollem Sprung:



Jetzt, im Frühjahr bis zum Sommer, ist es übrigens leichter als sonst die weiblichen Füchse (die Fähen) von den männlichen Füchsen (den Rüden) zu unterscheiden: Die Mutter wird von Ihren Kleinen oft sehr zerrupft und an den Haaren gezogen, so dass das Fell der Mutter oft wirklich mitgenommen aussieht. Wer weiß wie gerne menschliche Babies an Haaren ziehen, kann sich das vielleicht in etwa vorstellen, was passiert, wenn man einen ganzen Fuchskindergarten ziehen lässt, Tag und Nacht.

Zu diesen Bezeichnungen - Fähe, Rüde, Lichter (Augen)... der Jägersprache fällt mir ein, dass sie mir nicht gefallen - manchmal denke ich, sie wurden erfunden, damit es leichter fällt, Tiere schlecht zu behandeln (s.u.). 

Manchmal wird man auch entdeckt, und der Fuchs schaut einen an.


Und hier bei der Mama. 

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Lange war nicht bekannt, wie sozial Füchse sich verhalten. Sie bilden regelrechte Familien, der Vater hilft beim Füttern der Jungen und übernimmt diese Aufgabe sogar ganz wenn die Mutter ausfällt. Junge Füchsinnen, die keine Jungen haben helfen ebenfalls oft bei der Aufzucht. Das Verhalten ist sogar regional etwas unterschiedlich und hängt nicht zuletzt von der große der Population ab: Je größer, umso sozialer.


Dabei sind Füchse nicht nur schön anzusehen - sie haben in unseren Ökosystemen wichtige Funktionen inne (wie ja eigentlich jede Art - man muss [sich] nur hin und wieder daran erinnern) und sind wahre Überlebenskünstler! Der Fuchs gilt als Gesundheitspolizist in der Natur, denn er frisst, was er gerade bekommt: Obst und Beeren, Aas, kleine Säuger (Mäuse, Maulwürfe), kranke und schwache Tiere oder die, die gerade mal nicht aufpassen.

Hier habe ich die beiden - ich habe nie mehr als zwei Jungen gesehen - einmal im Gegenlicht aufgenommen, zwischen viieelen Pusteblumen:


Auch Füchse sind offensichtlich hin und wieder müüüüde...


Eine der schönsten "Nebenwirkungen" beim Fotografieren von Füchsen ist die, dass auch noch andere Tiere auftauchen, während man wartet.... Beispielsweise ein Rehbock, der kaum noch aus den Pusteblumen herausschauen kann.



Oder auch Hasen, die ja mittlerweile nicht mehr so selten sind - der Bestand beträgt zwischen 2 und 3 Millionen in Deutschland. Man sollte Feldhasen aber nicht mit Wildkaninchen verwechseln: Hasen haben lange Ohren (oben schwarz), braunes Fell und sie schlafen in Mulden auf dem Feld buddeln. Dort liegen auch die Jungen und sind entsprechend stark gefährdet. Kaninchen haben dagegen kurze Ohren, graues Fell und sie leben in Bauen unter der Erde.



Aber zurück zu den Füchsen: 

Interessanterweise können Rotfüchse (vulpes vulpes) ihr eigenes rötliches Fell, wegen dem sie oft erbarmungslos gejagt wurden und werden, gar nicht in der Farbe sehen, in der wir sie sehen: Füchse sind rot-grün farbenblind. Rottöne erscheinen ihnen grün-gelblich, sie sind sogenannte Dichromaten, während wir Menschen meist Trichromaten sind, also drei verschiedene Zapfentypen im Auge besitzen (L-Zapfen - rot), M-Zapfen (grün) und S-Zapfen (blau) Daneben gibt es auch noch Mono- und Tetrachromaten und vielleicht auch Polychromaten - in der Optik ganz sicher ;-).


Die beiden Zapfentypen der Füchse - und auch die anderer Canide wie die der Hunde - besitzen einmal eine hohe Lichtempfindlichkeit bei 555 nm (hellgrün) und eine weitere in dem Bereich zwischen 430 und 440 nm (dunkelblau/violett), der Fuchs lag bei einer entsprechenden Untersuchung bei genau 438 nm.

Einen Fuchs (Foto v April 2022), den wir durchaus als auffällig so wahrnehmen, 


sieht ein anderer Fuchs vielleicht so:



Damit ist er eigentlich ziemlich gut getarnt. Und wir können uns einmal überlegen, wie Tiere das beurteilen würden, was wir gemeinhin als "schön" beurteilen.

Wenn man sich mit Tieren beschäftigt, sie beobachtet und schätzt, kommt man kaum drum herum einige Worte über unser Verhältnis zu Ihnen zu verlieren, wie wir sie behandeln. Das fängt bei der Jagd an, die nicht unumstritten ist, um es vorsichtig zu formulieren. In den 60er Jahren wollte man die Tollwut durch eine verstärkte Bejagung bekämpfen, zu der früher auch Fangeisen, die Begasung von Bauen (und damit die Vergasung der Füchse) oder das Ertränken der Tiere, indem der Bau mit Hilfe eines Güllefasses unter Wasser gesetzt wird, gehört haben.

Genützt hat es nichts. Die Tollwut ist seit 2008 ausgerottet - durch Impfköder.... Das klappt auch mit dem Fuchsbandwurm, wenn man will und letztlich auch mit der Staupe und der Räude. Das wäre ein nicht-primitives "Prädatoren-Management", wie es euphemistisch heißt. Stattdessen werden in Deutschland jährlich knapp 500.000 Füchse erschossen (exakt: 459.284 lt. Statista in 2020/21). 

Der Jäger - ein Feind des Fuchses:


Auch wenn nicht jeder Jäger auf Füchse schießt und von denen, die es tun, tut es tatsächlich nicht jeder gerne, muss man sich nur einmal auf den entsprechenden Foren umtun, um mitzubekommen, wie gerne einige dort schießen und wie mit erlegten Füchsen - und anderen Tieren - geprahlt wird.

Bei der englischen Fuchsjagd zu Pferde wurden früher gerne sogenannte "Baustopfer" vorausgeschickt, die die Fuchsbaue zustopften, damit die Füchse bei der Jagd keinen Rückzugsort haben, in dem sich verstecken und evtl. auch retten können. 

Der Fuchs hatte es wohl noch nie leicht mit den Menschen. Im 16., 17. und 18. Jahrhundert war eine "Sportart" an Fürstenhöfen populär, die sich "Fuchsprellen" nannte:

Dabei wurden gefangene Füchse, aber auch Wildkatzen, Marder oder Hasen ...) in einen abgesperrten Bereich getrieben, in dem Paare auf sie warteten, die gemeinsam ein "Prelltuch" hielten. Lief der Fuchs über so ein Tuch, wurde es so gespannt, dass das Tier dabei hoch in die Luft geworfen wurde, damit es sich dann beim Aufprall auf der Erde möglichst viele Knochen brach. Waren die Tiere tot oder schwerverletzt, kamen dann Jäger, um die Tiere zu entsorgen.

Diese Zeit ist glücklicherweise vorbei, dennoch möchte ich mit einen sinngemäßen Zitat von Fuks 8 schließen:

Wi kann eine Sorte Tir, di so schöne Sachen tun kann, wi der Mänsch, 

nur solche schräkklichen Dinge tun?


Das frage ich mich manchmal auch!


Beste Grüße!

dobrero


Weitere Informationen und Quellen:

- https://www.deutschlandfunkkultur.de/vergessene-sportart-fuchsprellen-hoffaehiger-sadismus-100.html

- https://www.wildlifeonline.me.uk/

- https://www.wildtierschutz-deutschland.de/

- https://de.statista.com/statistik/daten/studie/219607/umfrage/jahresstrecken-von-fuechsen-in-deutschland/

- https://www.peta.de/themen/baujagd-jungfuechse/

- Foto: Fuchsprellen (Das_Fuchsprellen,_Hoflustbarkeit_aus_dem_vorigen_Jhd.jpg): Wikipedia (gemeinfrei)

- Saunders, George: Fuchs 8 (oder eben Fuks 8), Luchterhand, 2019


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